Erhebung zur Schwimmfähigkeit im Kreis Heinsberg: Regionales Bildungsnetzwerk lud zu Ergebnispräsentation

Das Regionale Bildungsnetzwerk des Kreises Heinsberg lud jetzt zu einer Präsentation zur Schwimmfähigkeit der Schülerinnen und Schüler der Klassen 1 bis 6 im Kreis Heinsberg ein. Pädagogische Leitung Annette Sielschott vom Regionalen Bildungsbüro Kreis Heinsberg präsentierte die Ergebnisse einer von ihr im Mai 2025 durchgeführten Erhebung, bei der Fragen zur Schwimmfähigkeit, zum Schwimmunterricht sowie zum Zusammenhang von Schwimmfähigkeit, Schwimmunterricht und äußeren Faktoren im Vordergrund standen. Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den Bereichen Schwimmvereine, DLRG,  Schule (Schulleitungen und Lehrkräfte), sowie vom Zentrum für kommunale Bildung und Integration, der Bezirksregierung Köln und des Kreissportbundes (KSB) Heinsberg besuchten die Veranstaltung im kleinen Sitzungssaal des Heinsberger Kreishauses. Im Anschluss an den Vortrag gab es die Möglichkeit zum Austausch über die Ergebnisse und daraus resultierende Empfehlungen.

Hintergrund ist das vor 10 Jahren an den Start gegangene Schwimmprojekt „Mathe schützt nicht vor Ertrinken!“, das aufgrund verschiedener Einflüsse auch heute noch aktuell ist. Die Notwendigkeit von zusätzlichen Schwimmprojekten zur Unterstützung des Schwimmunterrichts ist in den letzten zehn Jahren weiter gestiegen. Umso erfreulicher ist es, dass durch ein herausragendes Engagement aller Beteiligten seit April 2015 bereits 13.500 Kinder am Schwimmprojekt „Mathe schützt nicht vor Ertrinken!“ teilnehmen konnten. Die Erhebung untersuchte nun, ob die Schwimmfähigkeit der Kinder im Kreis Heinsberg tatsächlich besser ist als im Bundesdurchschnitt.  


Zusammenfassung der Ergebnisse:  

In der repräsentativen Erhebung wurden Daten zur Schwimmfähigkeit von 11.703 Schülerinnen und Schülern der Klassen 1 bis 6 im Kreis Heinsberg mit einer Rücklaufquote von 81 Prozent erfasst. Die Ergebnisse der Studie im Überblick:

  • Zu über 90 Prozent findet der Schwimmunterricht frühestens mit sieben Jahren statt.

Verhältnis Schwimmlehrkraft zu Schülerzahl:

  • beträgt an Grundschulen 1:72, im Jahr 2019 betrug es 1:42
  • beträgt in der Sekundarstufe I 1:36, im Jahr 2019 betrug es 1:30
  • beträgt auf alle Schulformen bezogen 1:58, im Jahr 2019 betrug es 1:38

Das Verhältnis von qualifizierten Schwimmlehrkräften zur Schülerzahl hat sich - insbesondere an Grundschulen – deutlich verschlechtert, das der Unterstützer (Schwimmassistenzen und Begleiter) verbessert.

Schwimmabzeichen / Schwimmfähigkeit:

  • Mehr als ein Viertel der Erst- bis Sechstklässler hat kein Schwimmabzeichen.
  • 29 Prozent der Grundschulkinder im Kreis Heinsberg hat kein Schwimmabzeichen. Bundesweit sind es 37 Prozent.
  • 45 Prozent der Viertklässler im Kreis Heinsberg verlassen die Grundschule als Nichtschwimmer bzw. unsichere Schwimmer. Bundesweit sind es 58 Prozent.
  • 71 Prozent der Fünft- und Sechstklässler der Hauptschulen können nicht bzw. nur unsicher schwimmen. Im Jahr 2019 waren es 57,6 Prozent.
  • In den fünften Klassen weisen die Kinder aller Schulformen eine schlechtere Schwimmfähigkeit auf als die Kinder in den vierten Klassen.
  • Am Ende der Erprobungsstufe (Klasse 6) ist der Anteil der nicht sicheren Schwimmer noch genauso groß wie am Ende der Grundschulzeit.
  • Die Schwimmfähigkeit verbessert sich zwar wieder in der Klasse 6, ist aber mit einer Nichtschwimmerquote von 16 Prozent nur etwas geringer als in Klasse 4 und deutlich höher als im Jahr 2019 (8 Prozent).

Die „Corona-Jahrgänge“ der Grundschulzeit (seinerzeit Klasse 1 und/oder 2) weisen in Klasse 5 und 6 deutliche Defizite in der Schwimmfähigkeit auf. In Kombination mit der erheblichen Unterschätzung der Gefahren beim Schwimmen, gerade bei den 10-12-Jährigen und sowohl im Schwimmbad als auch im Freiwasser, ist das Ergebnis alarmierend.


Auswirkungen des Schwimmprojektes „Mathe hilft nicht vor Ertrinken“

In den am Schwimmprojekt teilnehmenden Kommunen zeigt sich in den vierten Klassen eine deutlich bessere Schwimmfähigkeit, insbesondere beim Anteil der sicheren Schwimmer. Den Kindern aus grenznahen Kommunen im Kreis Heinsberg wird auch ohne „Mathe schützt nicht vor Ertrinken!“ eine sehr gute Schwimmausbildung ermöglicht. Kinder aus den anderen Kommunen sind ganz besonders auf „Mathe schützt nicht vor Ertrinken!“ angewiesen. Grundsätzlich leistet das Projekt „Mathe schützt nicht vor Ertrinken!“ einen positiven Beitrag für die Schwimmfähigkeit im Kreis Heinsberg.

Empfehlungen

Im Austausch über die Ergebnisse wurden verschiedene Empfehlungen zur Verbesserung der Schwimmfähigkeit zur Diskussion gestellt, unter anderem den Schwimmunterricht bereits in der ersten Klasse anzubieten, Kooperationen zu bilden (z. B. Kitas und Grundschulen, Schulen und DLRG-Ortsgruppen/Vereine), Blockunterricht und Kompaktkurse sowie Ferienschwimmkurse für Vorschulkinder anzubieten. Zudem empfiehlt es sich, Image-Kampagnen vor Ort zu starten, Zielsetzungen, wie „mindestens Bronze am Ende der Grundschulzeit“ zu vereinbaren, um Lehrkräfte zu entlasten, oder Kinder und Jugendliche mindestens theoretisch die Gefahren am und im Wasser aufzuzeigen.


Die vollständigen Ergebnisse der Erhebung sind hier abrufbar: Präsentation als PDF

Pädagogische Leitung Annette Sielschott (4. v. li.) vom Regionalen Bildungsbüro Kreis Heinsberg präsentierte die Ergebnisse einer von ihr im Mai 2025 durchgeführten Erhebung. Foto: Kreis Heinsberg
Pädagogische Leitung Annette Sielschott (4. v. li.) vom Regionalen Bildungsbüro Kreis Heinsberg präsentierte die Ergebnisse einer von ihr im Mai 2025 durchgeführten Erhebung. Foto: Kreis Heinsberg