Kreis Heinsberg besiegelt Partnerschaft mit Nikopol/Ukraine

Der Kreis Heinsberg hat die Solidaritätspartnerschaft mit dem ukrainischen Rajon Nikopol vertraglich besiegelt. Am Mittwoch, 24. April 2024, unterzeichneten die Partner den entsprechenden Vertrag im Heinsberger Kreishaus. Dazu wurden der Vorsitzende des Bezirksrates von Nikopol, Dmytro Bychkov, der Bürgermeister der Stadt Marganets, Hennadiy Borovik, und mit Andriy Voloshyn ein Abgeordneter des Stadtrates von Marganets in Heinsberg zu einem Arbeitstreffen und zur Vertragsunterzeichnung begrüßt. Von Seiten des Kreises Heinsberg nahmen Allgemeiner Vertreter Philipp Schneider, stellvertretender Haupt- und Personalamtsleiter Frank Stassen, Sachbearbeiterin Zita Wirtz und 1. stellvertretender Landrat Erwin Dahlmanns an dem Treffen teil. Ebenfalls teilgenommen hat an dem Arbeitstreffen die zuständige Projektleiterin des Vereins Blau-Gelbes Kreuz Deutsch-Ukrainischer Verein e.V. Köln, Olesya Cherepynska-Schmidt.

Angesichts der aktuellen Situation in der Ukraine sowie des Umstandes, dass bis kurz vor Abfahrt der Delegation nicht feststand, ob ein Treffen überhaupt stattfinden kann – die Ausreiseregelungen für wehrfähige Männer in der Ukraine sind bekanntermaßen streng –, ist das Treffen als reines Arbeitstreffen der Verwaltungen durchgeführt worden. Dominiert haben daher der organisatorisch-fachliche Austausch sowohl über die aktuelle partnerschaftliche Beziehung als auch zukünftige Projekte.

Als Zwischenfazit kann gezogen werden, dass die Solidaritätspartnerschaft trotz ihrer relativen zeitlichen Kürze bereits als voller Erfolg verbucht werden kann. Sowohl die ukrainische Delegation als auch das Blau-Gelbe Kreuz haben wiederholt das herausragende Engagement der Kreisverwaltung und des Kreises Heinsberg gewürdigt und herausgestellt, dass dieses gegenüber vergleichbaren Partnerschaften andernorts überdurchschnittlich effizient und hilfreich ist. Großen Wert haben die ukrainischen Gäste aber auch daraufgelegt, dass die Partnerschaft langfristig in Friedenszeiten weiterverfolgt werden und keine „Einbahnstraße“ sein soll. Sicherlich wird es in Zukunft daher Gelegenheiten geben, auch offizielle Treffen wahrzunehmen.

Der Rajon Nikopol und insbesondere die rajonsangehörige Stadt Marganets leiden nach wie vor unter dem ständigen Beschuss der russischen Angreifer. Die zahlreichen gezeigten Handy-Bilder und Videos aus der Region, die vor allem auch die persönliche Betroffenheit der Delegationsteilnehmer veranschaulicht haben, waren erschreckend. Aktuell ist der Bedarf an humanitärer Hilfe und Fahrzeugen jeglicher Art weiterhin sehr groß. Auch die Trinkwasserversorgung kann vor allem in Marganets seit der Zerstörung des Kachowka-Staudamms nur über die Einfuhr mittels Tanklastzügen sichergestellt werden.

Der Kreisverwaltung ist es gelungen, sich in einem bundesweiten Bewerbungsverfahren um Fördermittel des Bundes mit ungefähr 50 weiteren Kommunen erfolgreich durchzusetzen. Infolgedessen wird die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit dem Kreis zwei sogenannte Beschaffungspakete in Form von Sachgütern im Wert von insgesamt 120.000 Euro zur Unterstützung des ukrainischen Partnerkreises zur Verfügung stellen. Die Abstimmung über die konkrete Zusammenstellung dieser Pakete war unter anderem Gegenstand des verwaltungsseitigen Austauschs.

Als Ergebnis wurde zum einen ein Beschaffungspaket mit dem Inhalt von 28 Solarmodulen inklusive Batteriespeicher gewählt, um hiermit die autarke Energieversorgung des Krankenhauses in der Stadt Marganets zu unterstützen. Das zweite gewählte Beschaffungspaket beinhaltet ein Pritschenfahrzeug, einen Anhänger, eine Hubbühne sowie mehrere Werkzeuge. Die Bereitstellung der ausgewählten Beschaffungspakete, soweit verfügbar, und der anschließende Transport in die Ukraine wird voraussichtlich im Herbst dieses Jahres stattfinden.

Seitens der Heinsberger Kreisverwaltung ist beabsichtigt, die Zusammenarbeit mit dem Blau-Gelben Kreuz fortzusetzen und weitere Möglichkeiten der Unterstützung auszuloten. Bereits im Rahmen des jetzt stattgefundenen Arbeitstreffens wurde der Solidaritätspartnerschaftsvertrags zwischen dem Kreis Heinsberg und dem Rajon Nikopol unterzeichnet. Dieser - zunächst auf drei Jahre befristete - Vertrag bildet die rechtliche Grundlage für die bilaterale Partnerschaft und den Willen der gemeinsamen Zusammenarbeit.

Im Anschluss wurde mit der ukrainischen Delegation das Kreiswasserwerk in Wegberg-Uevekoven besichtigt und über das hiesige Wasserversorgungssystem informiert. Zudem fand eine Besichtigung der Leitstelle des Kreises und der Rettungswache in Erkelenz statt. Die Delegationsreise einschließlich der Begleitung durch eine Übersetzerin konnte vollständig durch Fördermittel realisiert werden, die die Kreisverwaltung akquiriert hat.

Herausgehoben werden soll abschließend noch einmal die große Dankbarkeit der ukrainischen Partner für die bereits geleistete Unterstützung, deren Bereitschaft zur Verstetigung der Partnerschaft über den Krieg hinaus und ihr weiterhin großer Optimismus, die schwierige Lage bewältigen zu können, um ein Leben in Freiheit und mit demokratischen Grundwerten leben zu können.  Im Oktober 2023 erfolgte als erste Maßnahme der Partnerschaft mit dem Rajon Nikopol eine Spende von zwei ausgesonderten Fahrzeugen (Volkswagen Transporter und Ford Transit) aus dem Fahrzeugpool des Kreises Heinsberg sowie 30 ausgesonderte Desktop-PC inklusive Festplatte mit Tastatur, Bildschirm und Maus. Im Januar 2024 wurden zwei weitere Autos (VW Golf) aus dem Fahrzeugpool des Kreises Heinsberg sowie zwei weitere Fahrzeuge (Ford Transit), die mithilfe von Fördermitteln des Landes beschafft wurden, mit Unterstützung des Balu-Gelben Kreuzes in die Region Nikopol gebracht. Der dreitägigen Delegationsreise (23. bis 25. April 2024) mit Unterzeichnung des Solidaritätspartnerschaftsvertrags sollen im Herbst 2024 die Bereitstellung und Transport der „Beschaffungspakete 2024“ folgen.

Deutsch-ukrainische Partnerschaft: Im Kreishaus wurde am 24. April 2024 die Solidaritätspartnerschaft zwischen dem Kreis Heinsberg und dem Rajon Nikopol besiegelt. Foto: Kreis Heinsberg
Deutsch-ukrainische Partnerschaft: Im Kreishaus wurde am 24. April 2024 die Solidaritätspartnerschaft zwischen dem Kreis Heinsberg und dem Rajon Nikopol besiegelt. Foto: Kreis Heinsberg

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