Wie Kinder zu starken Persönlichkeiten werden

Entwicklungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen standen im Mittelpunkt des Fachtags Bildung und Gesundheit im Kreis Heinsberg. Sozialverhalten, ADHS, Adipositas, Sprachentwicklungsstörungen, Depressionen, Autismus und Lipödem sind Themen, mit denen sich Eltern, Mediziner, Lehrer und Fachkräfte täglich beschäftigen Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Regionalen Bildungsbüros hielten es deshalb für geboten, die für Schulen und Kitas relevanten aufzugreifen. Hintergrund sind die Erkenntnisse aus dem Gesundheitsreport der AOK Rheinland/Hamburg 2023, der das Schwerpunktthema „Belastungen und Entwicklungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen“ hat. Demnach ist das Niveau der aufgeführten Entwicklungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen im Kreis Heinsberg als vergleichsweise hoch einzustufen.

Der Ansatz der vom Regionalen Bildungsbüro unter Federführung von Annette Sielschott organisierten ganztägigen Veranstaltung in der Erkelenzer Stadthalle war lösungsorientiert. So referierte beispielsweise Renate Zimmer darüber, wie man Kindern eine unbeschwerte Kindheit wiedergeben und sie darin begleiten kann, zu starken, selbstbewussten aber auch zu sozial kompetenten Persönlichkeiten heranzuwachsen. Die Erziehungswissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt „Frühe Kindheit“ und Professorin für Sport- und Bewegungswissenschaft aus Osnabrück machte deutlich, wie wichtig dabei das Thema Bewegung für die Entwicklung der jungen Menschen ist. Kinder werden laut Zimmer dann zu widerstandsfähigen Personen, wenn sie eine vertrauensvolle Beziehung zu mindestens einem Erwachsenen aufgebaut und zudem ein hohes Aktivitätsniveau, ein hohes Maß an Selbstständigkeit und die Überzeugung entwickelt haben, durch das eigene Tun Dinge positiv beeinflussen zu können. Diese Selbstwirksamkeit sei ein Schlüsselerlebnis im Leben eines jungen Menschen. Wesentliche Grundvoraussetzung für eine positive Entwicklung sei viel Bewegung: „Kinder erfahren und erleben ihre Welt leiblich, über ihren Körper und alle Sinne – auch wenn ihre Umwelt immer abstrakter und digitaler wird“, sagte Renate Zimmer. Selbstwirksamkeitserfahrungen würden meist in einer konkreten Handlung wie einer Bewegungssituation erworben, sie tragen laut Zimmer dazu bei, dass Kinder eine zuversichtliche Grundeinstellung („Das schaffe ich“) aufbauen.

In weiteren Fachvorträgen referierte die Heinsberger Logopädin Diana Houben über Sprachentwicklungsstörungen bei Kindern und Bettina Münstermann über verschiedene Facetten von Ängsten und Depressionen aus ergotherapeutischer Sicht. Warum nicht nur Sportlehrkräfte und Klassenleitungen mehr über das Krankheitsbild Lipödem wissen sollten, sondern auch alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kitas, Schule und OGS, erklärte Ramona Grafmüller. Zum Thema „Vorschulische Förderung: Voraussetzungen für einen guten Schulstart“ referierten die Kinder- und Jugendärztinnen Dr. Britta Wegmann und Dr. Friederike Plum vom Gesundheitsamt Heinsberg. Die Wassenberger Ergotherapeutin Jutta Graab-Ehlig gab einen Einblick in die sensorische Integrationstherapie nach J. Ayres und sprach über ADHS und Hochbegabung im ergotherapeutischen Setting. Moderiert wurde die Veranstaltung von Gesundheitswissenschaftlerin Cora Heinen.

In den Vortragspausen standen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in der Erkelenzer Stadthalle 15 Teams unterschiedlicher Professionen und Einrichtungen mit ihren Ständen zur Verfügung. Für den Genuss am kreativen Imbiss sorgten zwei Fitnessgruppen des TuS Germania Kückhoven. Ziel des Fachtags Bildung & Gesundheit im Kreis Heinsberg war es, medizinische und therapeutische Kenntnisse über Entwicklungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen zu erwerben, um diese bei einer präventiven Zusammenarbeit auf institutioneller und regionaler Ebene einsetzen zu können.

Landrat Stephan Pusch hatte die Teilnehmer in der Erkelenzer Stadthalle begrüßt und angekündigt, im kommenden Jahr eine große Gesundheitsoffensive für den Kreis Heinsberg starten zu wollen. Sein besonderer Dank galt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Regionalen Bildungsbüros und allen voran Annette Sielschott, die den Fachtag organisiert hatte. Ein weiteres Grußwort sprach Dr. Hans-Heiner Gotzen, Erster Beigeordneter der Stadt Erkelenz und Mitglied des Lenkungskreises des Regionalen Bildungsnetzwerkes.

Landrat Stepahn Pusch begrüßte die rund 300 Teilnehmer des Fachtags in der Erkelenzer Stadthalle. Foto: Kreis Heinsberg
Landrat Stepahn Pusch begrüßte die rund 300 Teilnehmer des Fachtags in der Erkelenzer Stadthalle. Foto: Kreis Heinsberg

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